Reisenotizen aus Siebenbürgen

Reisenotizen aus SiebenbürgenReisenotizen aus Siebenbürgen
A report from a tour with Dr. Zauke & family, from Germany. An interesting view of a walking tour in Romania from a interesting person.

Enjoy reading,
Iulian

Im August 2012 reisten wir nach Rumänien, um unsere Tochter Claudia zu besuchen, die mit 30 Wandergesellen in Sibiu (Hermannstadt) für einen Monat gearbeitet hat. Rumänien war für uns ein weißer Fleck auf der Reiselandkarte. Hermannstadt wurde um 1150 von Siedlern aus Gebieten links des Rheins gegründet. Sie wurden Sachsen genannt, nach dem in Ungarn für alle Deutschen benutzten „szászok”. Viele Gebäude aus dem 14. Jahrhundert bestimmen noch heute das Bild der Altstadt. Die Stadt überstand alle Wirren der Zeit seit 1241 unversehrt. Sie wurde nach dem Sturz Ceauşescus sorgsam restauriert und war 2007 Europäische Kulturhauptstadt. Die unvergleichliche Atmosphäre läßt sich in den zahlreichen Straßencafes am Kleinen und Großen Ring genießen.
Die Casa Calfelor liegt am Huet-Platz, neben der evangelischen Kirche. Die Herberge wurde von Wandergesellen in einem Turm der Stadtmauer mit Unterstützung der evangelischen Kirche und der Stadtverwaltung hergerichtet. Für die 30 Gesellen (darunter vier Frauen) war es sehr beengt und hatte den Charakter eines überfüllten Matratzenlagers auf einer Berghütte. An jedem Donnerstag abend gab es vor der Herberge eine Fortbildung – als wir da waren in Form eines Quiz über Barock: Gemälde, Kleidung Gebäude, Musik. Die Gesellen hatten durchweg erstaunlich gute Kenntnisse. Eine schöne, viertägige Wanderung brachte uns dann in die Ausläufer des Piatra Craiului Gebirges in der Nähe von Bran gelegen. Wir waren nur zu viert, außer uns noch Claudia und ein weiterer Geselle. Es führte uns der geprüfte Bergführer Iulian Cozma (http://www.mountainguide.ro/), der Touren aller Schwierigkeitsgrade anbietet und spontan auf Wünsche und Fähigkeiten seiner Kunden eingehen kann. Nach einem ersten Gespräch in Braşov hat er sofort eine schwierigere Etappe aus dem Programm genommen.

Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir von Braşov nach Moieciu de Jos, dem Ausgangsort der Wanderung. Über leichte Wege erreichten wir den weit verstreuten Ort Magura, wunderbar in Wiesen gelegen, mit schönen Bergblicken. Gerade wurden auch die Marillen reif – aber es war zu früh, um einen Schnaps zu kosten. Stattdessen machten wir bei Eis und Limonade in einem kleinen Laden Rast, in dem ein kleiner Junge die Wanderstöcke ordentlich ins Haus brachte.

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Auf dem Weg zur Cabana Curmatura (1470 m) gelangten wir zum Eingang einer Klamm, den Beginn des Piatra Craiului Nationalparks. Hier hätten sich auch vielfältige Klettermöglichkeiten geboten, auf die wir jedoch zugunsten einer zünftigen Brotzeit verzichteten. Nach weiterem auf und ab (Iulian sprach hier von „praktisch eben”) erreichten wir schließlich die Hütte. Sie erinnerte an alte Zeiten: fließend kalt Wasser aus einer Quelle, ein Dixi, aus verständlichen Gründen etwas entfernt, und Strom aus einem Generator etwa bis 10 Uhr abends. Schnell wurde klar, warum wir Stirnlampen mitbringen sollten. Warum muß man eigentlich dann zweimal in der Nacht raus? Aber der Sternenhimmel mit Milchstraße – phantastisch!

Am nächsten Tag wanderten wir sehr einsam am Fuße des über 2000 m hohen Varful Ascutit entlang. Der Aufstieg auf diesen Kamm war ja gestrichen worden, was wir aber nicht bereuten. Ein aufziehendes Gewitter wetterten wir in einer nicht benutzten Almhütte ab – auf dem Kamm wäre es sicher ungemütlicher gewesen. Dann trafen wir einen Schafhirten mit einigen besonders großen Hunden mit starken Ketten um den Hals, um sie gegen Wölfe und Bären zu schützen. Er berichtete, daß jährlich bis zu sechs Schafe gerissen werden. Er arbeitet eigenverantwortlich, noch größere Verluste gehen auf seine Kosten – ein hartes Leben. Der Abstieg ins Dorf Sirnea bescherte und noch einige schöne Aussichten – und ein Abendessen mit zünftigen Grillgerichten.

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Am nächsten Tag ging es locker über sanfte Hügel weiter, mit einer Rast auf einer Wiese voller Herbstzeitloser. Erschreckend ist aber der abgelagerte Müll am Rande einiger kleiner Dörfer oder an Straßen. Dann wiederum sieht man Almwirtschaft wie in alter Zeit: das Gras wird an steilen Hängen mit der Sense gemäht und mit Hilfe von Pferden zu Sammelstellen gebracht. Die Wanderung endete in Poarta nahe Bran. Die Köchin dieses Quartiers konnte hervorragend kochen. Überhaupt das Essen in Siebenbürgen: Gurken, Tomaten und andere Gemüse mit Eigengeschmack (!), Speckplatten wie auf Berghütten in alter Zeit, Krautwickel (mit Kohlblättern wie Sauerkraut eingelegt), Zacusca (ein Brotaufstrich aus Paprika, Aubergine, Zwiebeln und Tomaten in reichlich Öl) und hervorragende Suppen, wie die Kuttelsuppe.

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Zurück nach Sibiu ging es dann mit Bus und Bahn. Über die Wandergesellen war Iulian ganz begeistert. Er bot ihnen gleich Arbeit am Dach des Hauses seiner Mutter an. Auch wir waren sehr zufrieden mit dieser schönen Wanderung – wir werden sicher nicht das letzte mal in Siebenbürgen gewesen sein.

Gerd-Peter und Christine Zauke – Oldenburg, Deutschland

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