Rumänien, Wanderung in den südlichen Karpaten

Rumänien, Wanderung in den südlichen Karpaten

Nach zahlreichen Hüttenwanderungen in den Alpen (E5 und Berliner Höhenweg), den Dolomiten und Korsika in den vergangenen Jahren haben wir uns dieses Jahr entschieden, den Empfehlungen von Freunden zu folgen und in die Karpaten nach Rumänien aufzubrechen.
Wir wollten in die unberührte Natur, Land und Leute kennenlernen und vom stressigen Alltag abspannen. Über eine kurze Internetrecherche (die alles in allem nicht viele Treffer ergeben hat) sind wir erst im April auf die Internetseite von Iulian Cozma Outdoor Adventures gestoßen. Nach kurzem E-Mail Schriftverkehr haben wir uns auf das Ziel südliche Karpaten (Bucegi mountains, Moeciu de Sus mountains und Piatra Craiului Nationalpark) und auf einen unseren Bedürfnissen zugeschnittenen Wanderplan geeinigt.
Der Preis war aus unserer Sicht völlig in Ordnung (zudem wenn man die Preise in den Alpen noch im Gedächtnis hat), für uns war es insbesondere stressfrei, dass die Herbergen in den Bergen von Iulian gebucht wurden (leider können wir kein Rumänisch und im Nachhinein wäre es auch schwierig gewesen, die Hütten vorab aus der Ferne ohne Sprachkenntnisse zu buchen). Für Frühstück und Abendessen auf den Hütten sowie Lunchpakete wurde auch gesorgt. Und so konnte es dann im Juli 2015 losgehen. Iulian war auch so flexibel, sich an unseren Zeitplan anzupassen und uns einen sehr kundigen und entspannten Bergführer (Razvan) aus seinem Team zur Seite zu stellen.
Wir sind mit unseren Freunden mit dem Auto von Berlin aus nach Brasov (Kronstadt) gefahren, haben es dort im Kolping Haus geparkt und sind dann nach Sinaia mit dem Zug gefahren. Von dort startete die Tour dann in die Bucegi Berge. Uns erwartete hochsommerliches Wetter, freundliche aufgeschlossene Menschen, traumhafte Berge (z.T. sind wir tagsüber kaum einer Menschenseele begegnet), einfache und bescheidene Herbergen, z.T. mit Mehrbettzimmern. Das Essen war herrlich, hausgemachte Suppen, lokales frisches sommerreifes Gemüse – immer recht Fleisch lastig und dennoch schmackhaft – immer mit Nachtisch und einem Palinka vorab. Was will man mehr nach einem 8 bis 10 stündigen Wandertag!? Die meisten Touren waren für uns – die nicht zu viel Kondition haben, insbesondere im Vergleich zu den schweren Touren in den Alpen – gut machbar; maximal 1.000 Höhenmeter auf gut gehbaren Pfaden in lieblicher Landschaft, oft jenseits der Baumgrenze. Wir sind etlichen authentischen Hirten mit Schafs- oder Kuhherden begegnet – Razvan unser Bergführer hatte die zum Teil recht bedrohlich nahe kommenden Schäferhunde gut im Griff. Die Vierbeiner waren in reizvoller Umgebung auch immer gute Fotomotive für uns. Der höchste Punkt in den Bucegi Bergen, der Omu peak mit über 2500 m bot uns einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Bergketten.
Der zweite Teil der Tour führte uns in eine sehr liebliche Kulturlandschaft in die Moeciu de Sus Berge. Verstreute Bergdörfer mit bewirtschafteten Almen, freilaufenden Pferden und den üblichen sonstigen grasenden Vierbeinern, alte Holzscheunen und –Verschläge versetzten uns in eine Zeit, die aus dem letzten Jahrhundert hätte sein können. Männer, die mit Sensen von früh bis spät in der prallen Sonne die steilen Berghänge mähten (und uns immer fröhlich grüßten), Familien auf Pferdekutschen, die die Ernte heimbrachten, kleine lokale Käsereien, üppige Blumenwiesen: eine wahre Idylle fernab des Alltags in der Großstadt.
Die dritte Etappe führte uns in den Piatra Craiului Nationalpark. Die vorhergehenden Etappen waren eher vom Konglomerat Gestein geprägt, jetzt waren wir in recht schroffen, steil aufragenden Kalksteingebirgen – zahlreiche Kletterer versuchten sich an den senkrechten Felswänden. Wir waren nach einer guten Woche in den Bergen auch schon rechtschaffen groggy und kamen vor dem Gewitter, das um uns herum tobte, in einer echten Berghütte an. Diese erinnerte uns am ehesten an alpine Unterkünfte (mit Matratzenlager). Auch hier wieder traumhafte Sicht in die umliegenden Täler. Einziger Wehmutstropfen war, dass die sanitären Anlagen (Dixi Klos) und das Essen nicht so waren, wie wir es die letzten Tage gewöhnt waren – aber bis hierhin waren wir auch verwöhnt und es hat uns unserer Laune keinen Abbruch getan.
Zum Abschluss der Tour haben wir in Bran (hier haben wir auf halbem Weg schon die berühmte Burg besichtigt, um die sich die Dracula Geschichten ranken) von einem urigen Typen echte Schafsfelle gekauft und sind zurück zum Ausgangspunkt nach Brasov gefahren.
Alles in allem, so die einhellige Meinung unter uns fünf Berliner Wanderfreunden, war es einer der schönsten und entspanntesten Touren in den Bergen seit langem. Im Nachhinein waren wir sehr froh, dass wir Iulian gefunden haben, der uns einen kundigen, aufgeschlossenen und erfahrenen Bergführer zur Seite gestellt hat und die Tour so prima organisiert hat – ohne die beiden wäre es sicher nicht halb so entspannt gewesen!

Berlin, August 2015 – Sylvie & Carsten

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