Der Höhepunkt unserer Reise: Eine nasse Wanderung im Bucegi-gebirge

Der Höhepunkt unserer Reise: Eine nasse Wanderung im Bucegi-gebirge

Eine erste sehr sonnige Urlaubswoche in Siebenbürgen liegt hinter uns. In der zweiten Woche unserer Reise haben wir eine dreitägige Wanderung in den Karpaten geplant. Ich, gebürtige Siebenbürgerin, will meinem Mann und unserem 6-jährigen Jüngsten zeigen, wo ich als Kind meine Ferien verbracht habe: Vorgesehen sind die Fogarascher Berge.

Julian Cozma, unserer Bergführer, erwartet uns morgens an der Hotelrezeption in Kronstadt. Es regnet. In den Bergen sind die Temperaturen stark gesunken. Die Wettervorhersagen ist düster bis verheerend.

Und dann kommen die guten Nachrichten: Julian sagt die Wanderung nicht ab, er schlägt eine Alternativroute im Bucecigebirge vor und eine etwas komfortablere Hütte mit warmem Wasser, Duschen und Strom, damit man nach einem anstrengenden Wandertag warm duschen und Kleider und Schuhe trocknen kann. Wir sind sofort einverstanden – und erleben die schönsten Tage unseres Urlaubs, trotz Nässe und mäßigen Wetters.

Wir fahren zunächst auf 800 m zur Hütte mit dem Auto und machen eine erste 4-stündige Wanderung, zunächst im Nieselregen. Später trifft die Vorhersage unseres Bergführes zu, dass das Wetter im Buc ecigebirge gemäßigter und der Regen weniger heftig und sesshaft ist wie in den Fogarascher Bergen. Wir steigen durch herrliche Blumenwiesen zum Saua Strunga Sattel, mit Blick auf Schafherden und die leuchtend roten Hänge der Alpenblüte. Später besuchen wir die Hirten, die Julian kennt, dürfen beim Melken zusehen und in der Sennhütte bewundern wir die jahrhundertealte Tradition der Käseherstellung. Zur besseren Haltbarkeit und für den spezifischen Geschmack wird der Schafskäse zum Teil in gereinigte Tannenrinde eingenäht. Unser Sohn darf sogar versuchen, dem Euter einer Kuh Milch zu entlocken, was leichter aussieht als es ist.

Am zweiten Tag werden wir vom Regen verschont und wandern durch das Ialomitatal aufwärts zu einem Wasserfall, überqueren Bachläufe, klettern über schmale Pfade nach oben und müssen irgendwann Handschuhe und Mützen anziehen, weil die Temperaturen mit zunehmender Höhe merklich sinken. Tempo und Weg passt Julian immer den Fähigkeiten unseres Sohnes an, so dass dieser Spaß an der Herausforderung hat aber nicht an die Grenze seiner Kräfte stößt. Als wir gegen Spätnachmittag zur Hütte zurückkehren sind Schuhe und Socken pitschnass und wir erschöpft und glücklich. Der sonst so wählerische Sechsjährige verschlingt Unmengen Kartoffelpüree mit Putenschnitzel als gäbe es kein morgen. Zum Abschluss des Tages gibt es noch das tolle Deutschlandspiel gegen Portugal – und das Glück ist perfekt.

Als wir nach dem dritten Tag wieder in Kronstadt ankommen, nimmt mich mein Mann, der große Zweifel an dem Unternehmen hatte und einen Bergführer eigentlich überflüssig fand in die Arme und meint: „Du hast alles richtig gemacht – das war super“.
Dieses Lob habe ich ausschließlich Julian zu verdanken und gebe den Dank hiermit an ihn weiter. Ohne ihn wären wir bei dem Wetter nicht einmal gestartet und hätten den Höhepunkt unserer Reise verpasst.

Christiane Schullerus, Deutschland, Juni 2014